
Das Reizdarm ist eine sehr häufige Erkrankung des Magen-Darm-Traktes. Die hierbei beschriebenen Symptome variieren jedoch und können von Fall zu Fall schlimm bis mäßig schlimm ausfallen.
Die Symptome reichen hierbei von Blähungen über Schmerzen im unteren Bauchbereich, Veränderung des Stuhls bis hin zu starkem und regelmäßigem Durchfall.
Bei Blähungen und/oder Blähgefühl
Hierbei sollte die tägliche Obstzufuhr auf 3 Einheit pro Tag reduziert und eine Einheit durch getrocknete Früchte ersetzt werden. Dabei sollte auch der resistente Stärke Gehalt dieser Lebensmittel niedrig gehalten werden. Dies sind Stärken in Lebensmitteln, die vom Körper nicht vollständig verdaut werden. Sie gelangen in den Darm, wo sie gären und Gas produzieren.
Bei Durchfall
Ersetzen Sie die verlorene Flüssigkeit durch regelmäßiges Trinken von mindestens 8 Tassen pro Tag. Wählen Sie Wasser oder nicht koffeinhaltige Getränke wie zum Beispiel Kräutertee oder zuckerfreie Säfte. Vermeiden Sie darüber hinaus zuckerfreie Süßigkeiten, welche Sorbit als Zuckererstatz beinhalten. Sorbit kann von den meisten Reizdarmpatienten nur sehr schlecht im Dünndarm verwertet werden und gelangt somit weiter in den Dickdarm, wo es von den Bakterien verstoffwechselt wird. Es kommt zur Bildung von Abfallprodukten die schließlich Durchfall und Gasbildung fördern.
Low-FODMAP Diet
Eine einfache Hilfe bei der Ernährungsumstellung bietet die Low-FODMAP-Diet. FODMAP steht für fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole. Dies sind die wissenschaftlichen Begriffe, die zur Klassifizierung von Kohlenhydratgruppen verwendet werden, die bekannt dafür sind, Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall und Magenschmerzen auszulösen.
FODMAPs sind in einer Vielzahl von Lebensmitteln in unterschiedlichen Mengen enthalten.
Zu den wichtigsten Quellen der vier Gruppen von FODMAPs gehören:
· Oligosaccharide: Weizen, Roggen, Hülsenfrüchte und verschiedene Früchte und Gemüse, wie Knoblauch und Zwiebeln
· Disaccharide: Milch, Joghurt und Weichkäse. Laktose stellt die Hauptkohlenhydrat Quelle für Disachharide dar
· Monosaccharide: Die Haupt Monosaccharid Quelle bildet die Fructose. Diese kommt in süßen Früchten wie Feigen, Mangos und natürlichen Süßungsmitteln wie Honig und Agave Nektar am häufigsten vor
· Polyols: Diese sind oft in kalorienarmen Süßungsmitteln als Isomalt, Sorbit oder Mannit bekannt

Beim Reizdarmsyndorm -kurz RDS- handelt es sich um eine Funktionsstörung des Verdauungstracktes: Bauchkrämpfe, Durchfall und Verstopfung im Wechsel und Völlegefühl mit Blähungen. Eine eindeutige Diagnose ist somit schwierig, da diese Symptome dem Krankheitsbild verschiedener Störungen des Magen-Darm-Traktes ähneln. Momentan wird die Zahl der Leidenden auf rund zwölf Millionen Menschen in Deutschland geschätzt und ist damit die häufigste Erkrankung des Bauchraumes.
Beschwerden.
Die mit RDS verbundenen Beschwerden können sich nach einer Mahlzeit, bei Stress oder während der Menstruation äußern. Neben Schmerzen und Verdauungsbeschwerden klagen Patienten auch über Blähungen und ein Gefühl unvollständiger Entleerung beim Stuhlgang. Einige Patienten beschreiben häufige Episoden, während andere von langen symptomfreien Perioden berichten.
Ursachen.
Die Ursache für RDS wird in einer funktionalen Störung des Nervensystems und der Darmmuskulatur vermutet. Hierbei geraten die Darmmuskeln in einen dauerhaft erregten Zustand, welcher die Regulierung des Darmes durcheinander bringt und ein „Schmerz“-Signal an das Gehirn weiterleitet.
Therapie.
Die Behandlung von Patienten mit RDS basiert auf einer positiven Diagnose des Syndroms, dem Ausschluss organischer Störungen und spezifischen Therapien. Sie sollte sich dabei mit den drei wichtigsten krankheitsbedingten Faktoren befassen:
1. psychosoziale Störungen
2. Hypersensibilität des Magens
3. Verdauungsprobleme
Viele Therapieansätze konzentrieren sich auf die Symptombehandlung, wie die Reglulierung des Ballaststoffkonsums bei Verstopfung, die Verabreichung von Medikamenten gegen Durchfall und zur Entspannung der glatten Muskulatur sowie von Psychotropika bei Schmerzen, Durchfall und Depressionen.
Patienten mit leichten oder selten auftretenden Symptomen können von der Herstellung einer Arzt-Patienten-Beziehung, der Patientenaufklärung und -einfachen Maßnahmen wie einer Ernährungsumstellung profitieren. Patienten die an Verstopfung leiden können zusätzlich mit milden osmotischen Abführmitteln, welche durch die erhöhte Salzkonzentration das Wasser aus den Blutgefäßen und dem umliegenden Gewebe in den Darm hineinziehen, behandelt werden. Stärkere Abführmittel sollten Patienten vorbehalten sein, die auf die vorgenannten Methoden nicht ansprechen.

Die Diagnose Reizdarm kann für den Patienten wie für den betreuenden Arzt eine Herausforderung sein. Reizdarm ist eine sog. Ausschlussdiagnose bei den anderen Erkrankungen durch systematische Untersuchungen des Blutes und des Stuhls, ggf. sog. Atemtests bis zur Spiegelung des Darmes (Koloskopie) bzw. des Magens (Gastroskopie) ausgeschlossen wurden. Ich stelle meinen Patienten Kopien der Laborergebnisse und der Untersuchungen zur Verfügung, um später die Grundlage für die Diagnose auch für andere Ärzte verfügbar zu haben. Etliche meines Patienten speichern heutzutage diese Daten in ihrer Gesundheits-App des Smartphones.
Die Reizdarmbeschwerden können durch Lebensstiländerungen erheblich beeinflusst werden.
Eine Säule der Behandlung ist regelmäßige Bewegung, d.h. konkret mindestens 2-mal in der Woche, idealerweise 3-mal in der Woche z. B. einen Sport mit hoher Ausdauerkomponente. Organisatorisch am einfachsten im Alltag ist oft das Joggen (30-45 Minuten, 4-6km Distanz), aber auch Fahrradfahren, Walken, Tanzen, Schwimmen sind günstig. Am besten ist, was auch ein wenig Freude macht!
Fodmap-Diät.
Bezüglich des Essens empfehle ich die sog. fodmap-Diät (abgekürzt für fermentierbare Oligo-, Di- und Mono-Saccharide and Polyole), die darauf abzielt bestimmte Kohlenhydrate bzw. Komplexe Zucker in unserer Nahrung zu vermeiden. Wir Menschen haben natürlicherweise ca. 3 kg Bakterien in unserem Darm, die wir für unser Überleben benötigen. Diese Bakterien vergären (fermentieren) diese Kohlenhydrate, wobei Gase im Darm entstehen, die das Gefühl des „Aufgeblähtseins“ produzieren können. Reizdarmpatienten haben wahrscheinlich eine niedrigere Schwelle als andere Menschen, ab welcher Dehnung der Darmwand sie diesen Reiz als unangenehm oder gar schmerzhaft empfinden (sog. „Intestinale Hypersensitivität“). Bauchschmerzen, -Drücken und -Kneifen sind dementsprechend häufige Beschwerden bei Reizdarmpatienten. Zusätzlich entstehen durch die bakterielle Vergärung kurzkettige Fettsäuren, die Flüssigkeit in den inneren Hohlraum des Darms ziehen und zu Durchfall führen können.
Kurz zusammengefasst bitte ich meine Patienten für die fodmap-Diät Lebensmittel mit einem hohen Gehalt z.B. an Milchzucker, Fruchtzucker und Zuckerersatzstoffen (Polyole) zu vermeiden. Dazu gebe ich eine einseitige Übersicht von zu vermeidenden bzw. erlaubten Lebensmitteln an die Hand. Diese Diät einzuhalten ist für viele meiner Patienten eine Herausforderung, kann aber in Verbindung mit dem Ausdauersport zu einer erheblichen Besserung der Lebensqualität führen.
Fehlbesiedlung des Dünndarms mit Bakterien.
Eine weitere These besagt, dass eine Fehlbesiedlung des Dünndarms mit Bakterien zu den Reizdarmsymptomen beiträgt. In diesem Zusammenhang empfehle ich meinen Patienten, die mit den oben genannte Massnahmenkeine zufriedenstelende Besserung erzielt haben, sich zu überlegen eventuell an einer klinischen Prüfung mit einem Antibiotikum teilzunehmen. Dieses Antibiotikum wird auf Grund seiner besonderen Einbettung in eine Hülle verzögert erst im Dünndarm freigesetzt, aber nicht in das Blut aufgenommen und soll der Fehlbesiedlung mit Bakterien entgegenwirken. Die Behandlung mit dem Studienmedikament dauert 2 Wochen. Zwei Drittel der Patienten erhalten Wirksubstanz, das andere Drittel ein Placebo. Die Studie dauert insgesamt 4 Monate.
Dr. Dr. Hans-Detlev Stahl, Leipzig 2019
Sie leiden seit Längerem unter chronischen Bauchbeschwerden und Schmerzen? Sie ziehen von Arzt zu Arzt, ohne dass Sie die Probleme in den Griff bekommen? Mit Ihrem Körper müsste laut Diagnose alles in Ordnung sein, doch die Beschwerden machen ein unbeschwertes Leben fast unmöglich? Können andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, bleibt oft nur eine Möglichkeit – Reizdarmsyndrom.
Funktionsstörung des Darms
Da die Symptome des sogenannten Reizdarms oft mit alltäglichen Beschwerden verwechselt werden, suchen die wenigsten Menschen einen Experten auf. Tatsächlich aber sind laut Studien etwa 10 bis 15 Prozent der Erwachsenen von dieser Funktionsstörung des Darms betroffen. Frauen trifft es hierbei sogar fast doppelt so häufig, wie Männer. Manche Erkrankten haben Glück und nach einer Weile legen sich die Reizdarm-Symptome ganz von allein. Die Beschwerden können dabei nur teilweise nachlassen oder sogar ganz verschwinden. Erledigt sich das Reizdarm-Thema nicht von selbst, müssen Sie nicht um ihr Leben fürchten. Die Funktionsstörung des Darms ist weder lebensbedrohlich, noch ernsthaft gefährlich. Doch auch wenn ein Reizdarm Ihre Lebenserwartung nicht verkürzt, wird er in den meisten Fällen doch zum leidlichen Dauerthema und somit zu einer chronischen Belastung Ihrer Lebensqualität.
Darmbewegungen bei Reizdarm-Patienten
Trotz ihrer zahlreichen, individuellen Krankheitsbilder scheinen Reizdarm-Patienten eine Gemeinsamkeit zu haben. Ärzte haben herausgefunden, dass Patienten, die an einem Reizdarmsyndrom leiden, einen wesentlich empfindlicheren Darm besitzen, als gesunde Menschen. Das komplexe Nervensystem des Darms ist unter anderem für die Bewegung der einzelnen Darmabschnitte und somit für den Transport der Nahrung durch den Darm verantwortlich. Untersuchungen haben gezeigt, dass gerade diese Darmbewegungen bei Reizdarm-Patienten gestört sind und ihr Körper ungewöhnlich schnell auf Dehnungen durch Nahrung und Luftansammlungen mit Schmerzen reagiert. Viele Beschwerden, mit denen Reizdarm-Patienten zu kämpfen haben, werden häufig durch psychische Probleme und Belastungen verstärkt. Die Auswirkungen von Stress, Ärger, Nervosität und Kummer haben nachweislich einen großen Effekt auf das Gesundheitsbild der Darmflora. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie sich ebenso direkt auf die Entwicklung der Reizdarmproblematik auswirken können. Die Ernährung der Patienten kann zwar nicht nachweislich als Ursache der Krankheit identifiziert werden, wohl aber für die Beeinflussung des Krankheitsverlaufs.