
Welche Strategien werden gegen Migräneattacken angewendet?
Kopfschmerzattacken, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit, und mit jeder körperlichen Belastung intensivieren sich diese Symptome: jedes Jahr werden bei 10-15% der deutschen Bevölkerung mit diesen Beschwerden Migräne diagnostiziert.
Welche Strategien werden hier angewendet?
Analgetika-Therapie: in der akuten Medikation zur Behandlung von Migräneattacken beschränkt man sich auf die Analgetika-Therapie, hierbei sollen die Beschwerden vor allem durch Schmerzmittel gelindert werden. Diese unterdrücken das Schmerzempfinden ohne die Funktionen des Zentralennervensystems zu beeinflussen.
Gruppe der Triptane und Antiemetika: Bei mittelschweren bis schweren Migräneattacken greift man auf Medikamente aus der Gruppe der Triptane zurück. Triptane eignen sich in der Regel auch zur Behandlung von Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen, jedoch müssen häufig zusätzlich Arzneistoffe aus der Klasse der Antiemetika verschrieben werden, die zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen wirksam sind. Doch sind diese medikamentösen Behandlungen der einzige Ausweg aus der Qual akuter Attacken?
Nicht-medikamentösen Verfahren: Medikamentöse Behandlungen sind nicht der einzige Ausweg aus akuten Migräneattacken. In aktuellen Studien wurden bei nicht-medikamentösen Verfahren, wie der Akupunktur, im Vergleich zu Medikamenten aus der Gruppe der Triptane gleichwertige Erfolge bei der Linderung von Migräneanfällen festgestellt. Bei Einschränkung der Lebensqualität und starken Beschwerden kann eine medikamentöse Migräneprophylaxe verschrieben werden. Da diese Therapie mit Nebenwirkungen verbunden ist, wird im Vorfeld empfohlen ein Migränetagebuch zu führen. Dadurch wird es dem behandelnden Arzt ermöglicht, den Verlauf der der Kopfschmerzattacken zu erfassen und die entsprechende Therapie einzuleiten. Migräneprophylaxe soll jedoch stets mit nicht medikamentösen Maßnahmen kombiniert werden. Frühe Studien zeigten schon, dass regelmäßiger Ausdauersport zu positiven Ergebnissen in der Migräneprophylaxe führt. Ob die verbesserte körperliche Leistungsfähigkeit, die daraus hervorgehende Gewichtsreduktion oder die resultierende Entspannung der entscheidende Faktor ist, ist jedoch noch Gegenstand aktueller Forschung.
Der letzte Punkt wird auch von psychologischen Therapien bei Migräne aufgegriffen. Eine Verhaltenstherapie soll die Patienten*innen mit Stressmanagement, Entspannungsverfahren und Schmerzbewältigung unterstützen. Jedoch kann bisher noch nicht gezeigt werden welches Verfahren bei welchen Patienten*innen am besten anschlägt. In aktuell laufenden Studien sollen diese verschiedenen verhaltenstherapeutischen Maßnahmen zur Migräneprophylaxe verglichen werden.
Migräneprophylaxe: Im Bereich der medikamentösen Migräneprophylaxe werden momentan auch sogenannte Ketonkörper getestet. Diese körpereigenen Energielieferanten sollen -gemäß Hinweise aus prä-klinisch und klinischen Studien - positive Effekte auf Hirnfunktion und Energiestoffwechsel haben. Seit 2018 ist auch der erste CGRP-Antikörper zur Prophylaxe von wiederkehrender und chronischer Migräne zugelassen worden. Während einige Patienten von einer ausgezeichneten Wirksamkeit berichten, berichten 35% von einer Reduktion der monatlichen Migränetage um weniger als 50%. Welche Patienten auf die Wirksamkeit anschlagen ist jedoch ebenfalls noch Gegenstand aktueller Forschung.
Wie funktioniert CGRP-Antikörper zur Migräneprophylaxe? Diese Antikörper wirken gegen das Calcitonin Gen-bezogene Peptid (CGRP), ein Neuropeptid, das bekanntlich an der Entstehung eines Migräneanfalls beteiligt ist. Es wird vermutet, dass durch die Freisetzung von CGRP Schmerzsignale ausgelöst werden, die zu den Kopfschmerzen bei den Migräneanfällen führen. Die eingesetzten monoklonalen Antikörper sollen an das CGRP oder den Rezeptor binden, damit keine Schmerzsignale erzeugt werden. Diese monoklonalen Antikörper sind große Moleküle, die nicht ins Gehirn gelangen und von der Leber auch nicht verstoffwechselt werden. Das bedeutet, dass die „Giftigkeit“ gegenüber Nicht-Zielorganen und anderen Medikamenten gering sind. Gezeigt wird dies durch aktuelle Studien, welche hervorbringen, dass die Nebenwirkungen insgesamt mit denen der Placebo Gruppe vergleichbar sind. Den Zugang für neue Medikamentenbehandlung zur Migräneprophylaxe kann man auch im Rahmen laufender oder geplanter klinischer Forschungsprojekte kostenfrei bekommen.